Wenckebach Gesundheitscampus – Mit Vollgas in den Fachkräftemangel?

• von Catherina Pieroth-Manelli MdA, Gesundheitspolitische Sprecherin Fraktion B’90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus

Noch von der Rot-Grün-Roten Koalition wurde die Entstehung eines neuen Ausbildungscampus für rund 3.600 Pflege- und Gesundheitskräfte am ehemaligen Wenckebachklinikum in Tempelhof beschlossen. Die aktuelle Regierung hat das Vorhaben in ihrem Koalitionsvertrag fortgeschrieben. Doch spätestens seit dem Beschluss zum Haushalt 2024/25 ist klar: die Finanzierung fehlt und die Zukunft des Projekts ist ungewiss. Mehrere Anfragen an den Senat wurden mit haltlosen Scheinerklärungen beantwortet, die Planungsrealisierung steht in den Sternen. 

Leerstand vermeiden, Potenziale nutzen: Der Weg zum Gesundheitscampus

Dies ist angesichts des dringenden Bedarfs an Ausbildungsplätzen und Fachkräften schlicht verantwortungslos. Auch für eine Zwischennutzung des Areals haben wir Grünen mehrfach ein Konzept gefordert. Der erfolgreiche Umzug ins nahegelegene Auguste-Viktoria-Klinikum, die Vermeidung von Leerstand und die Entwicklung zum Gesundheitscampus könnte landesweit ein gelungenes Beispiel für die viel diskutierte Krankenhausreform sein!

Anschluss finden: Versorgung im Kiez stärken

Wir müssen an die im Kiez vorhandenen Versorgungsangebote andocken und diese ausbauen, damit die Bedarfe der Anwohnenden in der Debatte nicht zu kurz kommen. Mit dem Landesprogramm Integrierte Gesundheitszentren könnte auch in Tempelhof ein Integriertes Gesundheitszentrum (IGZ) entstehen, denn dafür ist schließlich Geld hinterlegt. Vier dieser Zentren – in denen Beratung, Sprachmittlung und Ärzt*innensitze unter einem Dach zusammenkommen – gibt es schon erfolgreich in anderen Bezirken. Auch am Standort Wenckebach könnte ein solches IGZ erste Entwicklungsschritte anstoßen und so im Kiez eine multiprofessionelle Versorgung ermöglichen, die niedrigschwellig soziale und gesundheitliche Einflüsse zusammendenkt. Denn unser Ziel muss sein, dass Angebote bei allen ankommen.