Auf dem Sportplatz künftig Spiel mit „fairen Bällen“

Trotz dem bereits verliehenen Titel einer „Fairtrade Town“: Bei der Entwicklung Tempelhof-Schönebergs zu einer echten Stadt des fairen Handels ist noch manche Hürde zu nehmen. Mit erheblicher Verzögerung entschied der Sportausschuss der  Bezirksverordnetenversammlung auf Antrag der Grünen jetzt: Wenn der Bezirk bei Wettbewerben und Ehrungen einem Sportverein als Preis einen Ball überreicht, muss der künftig aus fairem Handel stammen. Bereits vor Monaten hatten die Grünen diesen Antrag in die BVV eingebracht. Die überwies ihn jedoch zur weiteren Entscheidung an den Sportausschuss, wo er aber im ersten Anlauf noch abgelehnt wurde. Erst im zweiten Anlauf fand er nun mit den Stimmen von SPD, Linken und FDP doch noch eine Mehrheit. Jetzt hat die BVV über diese Beschlussempfehlung ihres Sportausschusses zu befinden.

Hintergrund des grünen Vorstoßes: Fast die gesamte Ballproduktion der Welt kommt derzeit aus Pakistan. Dort werden die Bälle überwiegend von Frauen und Kindern in mühseliger Heimarbeit  zusammengenäht. Um selbst den pakistanischen Mindestlohn zu umgehen, bezahlen die meisten Fabrikanten die abgelieferten Bälle, nicht aber die Arbeitszeit von in der Regel zwölf und mehr Stunden täglich. Selbst wenn sie sich keinen Ruhetag gönnen, kommen die Heimarbeiterinnen und Heimarbeiter unter diesen Umständen kaum auf mehr als hundert Euro im Monat. Für Bälle, die das Fairtrade Siegel tragen, gilt dagegen: Näherinnen und Näher müssen für ihre Arbeit einen auskömmlichen Lohn erhalten, die Bälle dürfen keinesfalls von Kindern genäht werden. Vor allem als Zeichen gegen Kinderarbeit hatte das Abgeordnetenhaus deshalb auch bei der Haushaltsberatung entschieden: Bei den „Maßnahmen zur Entwicklung der Sportmetropole Berlin“ werden 4.500 Euro eingeplant.

Bälle mit dem Fairtrade Siegel sind dabei nicht wirklich teurer als die „herkömmlichen“, aber nicht unbedingt in jedem Sportartikel-Geschäft zu bekommen. Astrid Bialluch-Liu, sportpolitische Sprecherin der Tempelhof-Schöneberger Grünen: „Natürlich kann es manchmal etwas zusätzliche Mühe bereiten, fair produzierte und gehandelte Produkte zu suchen. Vielleicht wollten manche Kritiker unseres Antrages diese Mühe vermeiden. Beim Kampf gegen Kinderarbeit, für einen fairen Sport mit fair hergestellten Sportartikeln sollte man sie aber auf sich nehmen. Es ist gut, dass unser Sportausschuss diese Mühe nicht mehr scheut und zu unserem Antrag endlich Ja gesagt hat.“