Stolpersteine für die Opfer des NS-Regimes bleiben in der Warteschleife

Wer in Tempelhof-Schöneberg mit einem Stolperstein an einen durch das NS-Regime ermordeten Angehörigen oder früheren Nachbarn erinnern will, muss sich auf eine lange Wartezeit gefasst machen. 168 Anträge stapeln sich unbearbeitet im Bezirksamt und während bisher wenigstens 40 Stolpersteine pro Jahr neu verlegt werden konnten, gibt es für das kommende Jahr noch keine entsprechende Terminplanung. Das gab die zuständige Stadträtin Jutta Kaddatz (CDU) in der Bezirksverordnetenversammlung auf eine Große Anfrage der Fraktion der Bündnisgrünen bekannt.

Grund für die Verzögerungen: Obwohl die Bezirksverordnetenversammlung bereits im Februar 2015 die Einrichtung einer Planstelle für die Verlegung von Stolpersteinen zu Ehren der jüdischen und anderen Opfer des NS-Regimes beschloss, kam eine ordnungsgemäße Ausschreibung dieser Position erst im September 2017 zustande. Nun liegen dem Bezirksamt zwar 20 Bewerbungen vor, doch das Auswahlverfahren und die endgültige Stellenbesetzung werden sich voraussichtlich noch hinziehen. Dennoch ließ die Verwaltung den Zeitvertrag mit einer Mitarbeiterin, die diese Aufgabe provisorisch übernommen hatte, einfach auslaufen.

Die bürokratischen Verzögerungen bei der Besetzung dieser Stelle seien geradezu kafkaesk, meinte dazu die bündnisgrüne Bezirksverordnete Elisabeth Kiderlen. Das Agieren der Verwaltung habe nicht nur bei der bezirklichen “Initiative Stolpersteine” eine tiefe Enttäuschung hinterlassen. Kiderlen: “Wir setzen darauf, dass die vakante Stelle nun endlich schnellstmöglich besetzt, die Verlegung von Stolpersteinen im erforderlichen Umfang realisiert werden kann. Denn beim Festhalten an der Erinnerungskultur darf es gerade angesichts der zunehmenden antisemitischen, rassistischen oder homophoben Attacken auch in unserem Bezirk keine Auszeit geben. Und zumindest das sollte zwischen allen demokratischen Parteien unstrittig sein.”

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