Verlegung der Stolpersteine in Friedenau

Die drei neuen Stolpersteine mit Kerzen und Blumen
Der Kölner Künstler Gunter Demning verlegt je drei Stolpersteine für die Familien Kaufmann und Cohn. Über letztere Familie ist wenig bekannt.

Auschwitz ist auch in unserem Bezirk, in Tempelhof-Schöneberg, ganz nah. Die Verlegung von Stolpersteinen durch die Stolpersteininitiative Friedenau für zwei ermordete jüdische Familien am heutigen 6. Dezember 2019 hat alle Anwesenden sehr berührt.

In der Varziner Straße 3 lebte ab 1932 das jüdische Ehepaar Bertha und Adolph Kaufmann mit seinen zwei Kindern Ingeborg und Benno.

Der Vater Adolph Kaufmann wurde mit 22 Jahren zum Militär eingezogen, wo er als Unteroffizier bis zum Ende des ersten Weltkriegs kämpfte. Das hielt die Nationalsozialisten nicht davon ab, der Familie 19 jüdische „Untermieter“ zuzuweisen sowie das Geschäft des Paares durch SA-Leute im Jahr 1938 zu plündern und zu zerstören.

Nachdem sie 1938 unter Druck ihr Wollwaren-Geschäft für 10% des Wertes verkaufen mussten, wurde das Geschäft 1940 von einem hohen NSDAP Mitglied namens Keydel übernommen. Vater und Tochter mussten drei Jahre Zwangsarbeit leisten bis Vater, Mutter und Tochter mit dem 32. Osttransport im März 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden.

Nur der Sohn Benno Kaufmann überlebte. Ihm gelang 1940 im Alter von 17 Jahren die Flucht mit einem Kindertransport nach Palästina. Seine Familie müsste also noch mitbekommen haben, dass er in Sicherheit gebracht wurde. Er überlebte und emigrierte später in die USA, wo er in den 1980ern starb.

Die Frau von Benno, ebenfalls Geflüchtete, hat der Stolpersteininitiative Friedenau am Telefon mitgeteilt, dass sie sich über die heutige Verlegung der Stolpersteine für die Familie ihres Mannes freue. Ganz besonders freue sie, dass die Schüler*innen der Friedrich-Bergius-Schule mit ihrem Chor und Gedichten die Verlegung begleiten. Es sei nun an der Verantwortung der jungen Generationen den Widerstand gegen Rassismus und Nationalismus aufrecht zu erhalten.

Vor dem Hintergrund des zuletzt aufkeimenden Rechtsextremismus auf deutschen Straßen und im Parlament zitiert die Stolpersteininitiative: Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Autorin: Nina Freund