Spaziergang im Lindenhof und Marienhöhe 2. Juni 20212. Juni 2021 Der Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg 3 umfasst neben Friedenau auch den Lindenhof und die Marienhöhe. Am 22. Mai fand dort ein Spaziergang der Abgeordnetenhauskandidatin Annabelle Wolfsturm und der Grünen Ortsgruppe Friedenau statt, um etwas über die Entwicklung dieser Kieze, ihrer besonders schönen Ecken, aber auch die Herausforderungen, die es dort zu bewältigen gibt, zu erfahren. Begleitet wurde diese Tour von Ralf Kühne, dem fraktionspolitischen Sprecher für Stadtentwicklung der Grünen, der uns mit viel Sachkenntnis in die Geschichte und Besonderheiten dieser Umgebung eingeführt hat. Treffpunkt war am Südwesteingang zur Lindenhof-Siedlung Röbling- Ecke Arnulfstraße. Hier soll zukünftig ein Rad- und Fußweg enden, der das neue Stadtquartier „Marienhöfe“ auf dem ehemaligen Güterbahnhof Mariendorf mit der Umgebung verbindet. Hier beginnt auch der weitgehend brach liegende Ostteil des ehemaligen Rangierbahnhofs Tempelhof und zieht sich bis zum Bahnhof Südkreuz. Wir wollen dieses grüne Juwel der Artenvielfalt unter dem Titel „Naturpark Südgelände 2.0“ als Erweiterung des bereits vorhandenen Naturparks sichern und haben einen entsprechenden Antrag in die BVV eingebracht. Unser Spaziergang führte uns zunächst durch die Wohnsiedlung Lindenhof. Sie wurde ab 1918 von der Stadt, später Bezirk Schöneberg vom damaligen Stadtbaurat und Architekten Martin Wagner unter Mitwirkung von Heinrich Lassen, Bruno Taut (Bebauungsplan / Einzelgebäude) und Leberecht Migge (Landschaftsarchitektur) im Stil einer Gartenstadt erbaut. Neben allgemeinen wohnungspolitischen Zielen sollten mit attraktiven Wohnangeboten auch neue Mitarbeiter*innen für die Stadtverwaltung gewonnen werden. 1921, also genau vor 100 Jahren, wurde die Wohnungsgenossenschaft „Siedlung Lindenhof e.V.“ gegründet, heute die GeWoSüd. 1922 kaufte die Genossenschaft die Siedlung vom Bezirk Schöneberg. Wenig später wurde die Siedlung im Norden durch Geschosswohnungsbau entlang der Eyth- und Bessemerstraße erweitert. Nach dem 2. Weltkrieg entstanden auf den Kriegsbrachen Wohnungen in Zeilenbauweise und ein für die 1950er Jahre typischen Hochhaus. Mit aktuellen Neubauvorhaben, unter anderem die denkmalgerechte Ausstockung und der Wiederaufbau eines Torhauses an historischer Stelle, zeigt die GeWoSüd sich als verlässlicher Partner und macht deutlich, welche Rolle Genossenschaften wohnungspolitisch insbesondere bei der Schaffung dauerhaft günstigen und qualitätsvollen Wohnraums spielen können. Die Anlage zeichnet sich durch parkähnliche Freiflächen mit altem Baumbestand und einem eigenen Weiher aus, in dem u.a. ein Graureiher beheimatet ist. Heutzutage umfasst der Lindenhof ca. 1.300 Wohnungen nebst einer Kindertagesstätte, einer Grundschule, einem Nachbarschaftstreff und einem Jugendclub. Angrenzend befindet sich der sehr idyllisch gelegene St. Matthias-Friedhof, den wir anschließend überquerten, um in den anderen Ortsteil Marienhöhe zu gelangen. Die Marienhöhe selbst ist eine 73 m hohe Erhebung inmitten eines weitläufigen Parkgeländes, welches als Parkdenkmal geschützt ist. In Ihrer heutigen Form entstand sie in den 1960er Jahren im Zuge der Neubaumaßnahmen rund um die Paul-Schmidt-Straße und den Gerdsmeyerweg und zeigt mit Rodelbahn – die im Winter gerne genutzt wird, wenn Schnee liegt – und Freilichtbühne typische Gestaltungselemente dieser Zeit. Auf Grund langjähriger Unterhaltungsmängel soll die Marienhöhe in den kommenden Jahren von Grund auf Instand gesetzt werden. Dafür sind bis 2024 insgesamt 1,7 Millionen Euro vorgesehen. Ob die allerdings ausreichen werden, muss sich zeigen, die Schäden sind teilweise so gravierend, dass die Spitze der Marienhöhe aus Gründen der Gefahrenabwehr seit einiger Zeit geschlossen ist, unter anderem wegen Ausspülungen durch Starkregen und umstürzender Bäume, im Kern Folgen des Klimawandels. Thema und Anliegen der anwesenden Anwohner*innen war auch der Vandalismus, der insbesondere auf dem abgesperrten Teil der Grünanlage deutlich zugenommen hat. Ein Konfliktpunkt im Bereich der Marienhöhe ist die Inanspruchnahme der Kleingartenkolonie Eschenallee für soziale Infrastruktur. Trotz Erweiterungen der vorhandenen Schulstandorte Paul-Klee, Johanna-Eck und Lindenhof-Schule gibt es ein strukturelles Defizit an Schulplätzen in Mariendorf. Daher soll auf dem Gelände der Kleingärten zunächst ein temporäres Schulgebäude, später das seit langem auf dem Gelände geplante dauerhafte Schulgebäude entstehen. Ein Konflikt, der sich so oder so nicht einfach lösen lässt. Zum Abschluss führten uns die Anwohner*innen durch die Kleingartenkolonie Eschenallee und die Innenhöfe der 1928-30 errichtete Siedlung „Attilahöhe“ der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892. Auch hier war Bruno Taut zusammen mit Franz Hoffmann für das städtebauliche Konzept verantwortlich. Die Siedlung „Attilahöhe“ gehört zum Tempelhofer Siedlungsgürtel, der sich zwischen Manteuffelstraße und Alboinstraße von der Ringbahnstraße bis zum Teltowkanal zieht. Treiber der Bautätigkeit in diesem Bereich war neben der allgemeinen Wohnungsnot die ab 1924 erhobene Hauszinssteuer auf Immobilienbesitz, die bis 1932 zweckgebunden in geförderten Wohnungsbau floss. Ideengeber dafür war der Schöneberger Stadtbaurat Martin Wagner.
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