Wann kommt das Gendersternchen in den Duden?

Warum wir uns auch weiterhin in die gesellschaftliche Debatte um gendergerechte Sprache einmischen

Die Debatte um gendergerechte Sprache treibt längst nicht mehr nur uns GRÜNE um. Während für uns das Gendersternchen in Anträgen, Einladungen und dem Stichel selbstverständlich dazu gehört, heizt sich die gesellschaftliche Debatte um gendergerechte Sprache auf. Kritiker*innen reden von der „Sprachpolizei“, eingeschränkter Lesbarkeit oder mangelnder Ästhetik. AfD-Parteivorsitzender Jörg Meuthen spricht gar von einer „Vergewaltigung der Deutschen Sprache“.

Doch Sprache ist kein starres Konstrukt. Sie verändert sich durch und mit ihren Sprecher*innen. Sie bildet gesellschaftliche Prozesse und Bedürfnisse ab. Das generische Maskulinum (die Verwendung der maskulinen Form stellvertretenden für alle Geschlechter) grenzt aus und manifestiert Vorurteile und diskriminierende Strukturen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen den Zusammenhang zwischen sprachlicher Sichtbarkeit, mentaler Repräsentation und realer Teilhabe von Frauen* in allen Bereichen unserer Gesellschaft. Hinweise auf eingeschränkte Lesbarkeit durch gendergerechte Sprache gibt es hingegen nicht.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung (Duden-Redaktion) beriet am vergangen Freitag darüber, wie insbesondere mit der dritten Option für Geschlechter sprachlich verfahren werden soll. Das Ergebnis: „Die Entwicklung beim Thema ‚geschlechtergerechte Schreibung‘ ist nicht so weit gediehen, dass das Regelwerk der amtlichen deutschen Rechtschreibung geändert werden sollte“, so der Rat für deutsche Rechtschreibung. Noch, so heißt es, werde die Schreibung von weiblicher und männlicher Form, die Verwendung von Pluralformen oder Passivkonstruktionen der Erwartung nach Geschlechtergerechtigkeit am ehesten gerecht. Bis zur nächsten Sitzung des Gremiums am 16. November 2018 in Passau soll eine Arbeitsgruppe mögliche Empfehlungen an die staatlichen Stellen der deutschsprachigen Länder vorbereiten.

Alles in allem also ein ernüchterndes Ergebnis der Dudenkonferenz. Auch das Anfang des Jahres erschienene Buch „Richtig gendern“ der Dudenredaktion, macht beim Blick ins Impressum wenig Hoffnung. Dort heißt es: „von Dudenredaktion (Herausgeber), Anja Steinhauer (Autor), Gabriele Diewald (Autor)“.

Gleichzeitig sehen wir GRÜNE uns durch die Diskussion in der Duden-Redaktion auch bestärkt, denn geschlechtergerechte Sprache ist längst kein Randthema mehr. Der GRÜNE Kreisverband Tempelhof-Schöneberg setzt sich auch weiterhin für die reale Teilhabe aller Menschen unserer Gesellschaft ein. Da ist es nur folgerichtig, auch sprachlich alle Menschen anzuschreiben und nicht nur „mitzumeinen“.

 

Santina Wey

Stellvertretende Vorsitzende, B’90/DIE GRÜNEN Tempelhof-Schöneberg