Jung, ostdeutsch, gegen Rechts – Autorenlesung mit Jakob Springfeld

Lesung mit Jakob Springfeld in Lichtenrade

Am Donnerstag, dem 16.11.23, hatten die Grüne Ortsgruppe Lichtenrade und das Ulrich-von-Hutten-Gymnasium in die Aula des Gymnasiums zur Lesung des Autors und Aktivisten Jakob Springfeld nach Lichtenrade geladen. Durch den Abend führten Jana Forsmann und Anne Grunwald von der Grünen Ortsgruppe Lichtenrade.

Vor etwa siebzig interessierten SchülerInnen und AnwohnerInnen aus Lichtenrade stellten zunächst SchülerInnen des Gymnasiums den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ vor, der dem Ulrich-von-Hutten-Gymnasium im Februar 2023 verliehen wurde. Anschließend las Jakob Springfeld aus seinem gemeinsam mit Issio Ehrlich verfassten Buch „Unter Nazis – jung, ostdeutsch, gegen Rechts“, welches die Erfahrungen von Jakob Springfeld in seiner Heimatstadt Zwickau (Sachsen) schildert, wo er sich während der Schulzeit aktiv gegen Rechtsextremismus einsetzte. Die Passagen des Buches ergänzte der Autor mit weiteren Erfahrungsberichten und Eindrücken, die ihn dazu veranlasst hatten, das Erlebte in einem Buch festzuhalten.

Der Autor berichtete während des Abends von Anfeindungen und offenen Bedrohungen, denen er und seine Familie infolge seinen Engagements ausgesetzt gewesen seien. Seine Darstellungen machten ein Klima der Einschüchterung sichtbar, das rechtsextreme Gruppen über Jahre in Zwickau und anderen ostdeutschen Städten geschaffen hätten, und welches LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern davon abhalte, sich offen gegen Rechtsextremismus zu positionieren. Schwach wirkte in den Schilderungen des Autors auch die Rolle staatlicher Institutionen, die die Konfrontation mit gewaltbereiten Rechten scheuten und selbst bei offenen Bedrohungen oft wegsähen. Die Lesung endete mit der Geschichte eines Opfers des nationalsozialistischen Untergrunds, der jahrelang unbemerkt aus Zwickau agieren konnte.

Im Anschluss an die Lesung entspann sich eine intensive Diskussion zwischen Publikum und Autor über die Ursachen der politischen Entwicklung in Ostdeutschland. Der Autor berichtete von jahrelanger Basisarbeit rechtsgerichteter Gruppen in Zwickau, der demokratische Institutionen und Parteien zu wenig entgegengesetzt hätten und nach wie vor entgegensetzten. Im stetigen Zuwachs rechten Wählerpotentials sieht er die logische Konsequenz. Die Thesen des Autors wurden teils auch kontrovers diskutiert und immer wieder durch eigene Erfahrungsberichte aus dem Publikum ergänzt.

Der Abend endete mit einem gewissen Unbehagen, vielen offenen Fragen, aber auch mit der Gewissheit, dass viele Bürgerinnen und Bürger dem schleichenden Vormarsch rechter Parteien nicht länger tatenlos zusehen wollen. 

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