Gemeinschaftsunterkunft Marienfelde: Probleme mit Ansage

Die Gemeinschaftsunterkunft Marienfelde ist ein Ort mit Geschichte. Für 1,35 Millionen DDR-Bürger*innen war hier die erste Anlaufstelle im Westen. Heute lädt die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde ein, in 70 Jahre Geschichte einzutauchen. Direkt daneben kommen auch heute noch Geflüchtete an.

Olivija Music, Leiterin der Einrichtung, bekommt alle Themen direkt mit. Die Zuspitzung der Flüchtlingspolitik und die ungleiche Behandlung ukrainischer Geflüchteter nennt sie als größte Schwierigkeiten.

Besonders Schutzbedürftige kommen hier unter

700 Menschen sind hier in der Nähe vom S-Bahnhof Marienfelde untergebracht, darunter 400 Jugendliche. Wenn sich Deutschland verpflichtet, besonders Schutzbedürftige aufzunehmen, kommen diese hier an. Sonderaufnahmen werden diese Menschen aus Krisengebieten genannt, die aus politischen und humanitären Gründen fliehen. Beispielsweise sind hier 180 afghanische Ortskräfte angekommen, aber auch viele Türk*innen, Moldavier*innen und Iraner*innen.

Altbekanntes Problem: Suche nach Wohnraum

Im Durchschnitt bleiben die Menschen hier fünf Jahre. Das Problem: Sie finden keinen Wohnraum, um früher ausziehen. Für die Familien ist es extrem schwierig, eine Wohnung zu finden, für mehr als 4 Personen ist der Wohnraum quasi nonexistent.

Als Lösung bleibt ihnen daher oft nur, so lange zu warten, bis Kinder volljährig werden und daher direkt als Bedarfsgemeinschaft gelten. Dadurch steht ihnen eine eigene Wohnung zu, das Problem der großen Wohnungen wird umschifft. Mit der Zeit liegt der Lebensmittelpunkt der Menschen hier in Marienfelde, sodass sie gerne in der Umgebung bleiben wollen, was die Wohnungssuche zusätzlich erschwert.

Ungleichbehandlung von Geflüchteten führt zu Frustration

Die Willkommenswelle der ukrainischen Geflüchteten hat den 40 Mitarbeiter*innen  gezeigt, was alles möglich ist. Erst der politische Wille setze alle Hebel in Bewegung, so Olivija Music. Diese Ungleichbehandlung von Geflüchteten sei nicht angemessen. 

Konflikte machen ihnen die Gruppen untereinander. Konflikte zu Religion und Kultur. Ein*e Sozialarbeiter*in ist hier für 180 Menschen zuständig – eine Aufgabe, der man kaum gewachsen sein kann. Denn nur langfristige, intensive Begleitung schafft Beziehung und eine gemeinsame Sprache. Nur durch Beziehungsarbeit können Konflikte aufgearbeitet werden. Mit diesen Mitteln kaum möglich, stellt Olivija Music fest.

Auch das Thema Ehrenamt bereitet ihr Bauchschmerzen. Wenn Flüchtlinge ein präsentes mediales Thema sind, werden sie von Ehrenamtlichen überrannt. Doch kaum lässt die mediale Aufmerksamkeit nach, haben sie große Schwierigkeiten, Ehrenamtliche zu finden.

Unter strukturellen Problemen leiden die Bewohner*innen

Durch den Personalmangel im Gesundheitsamt werden viele Anfragen nicht behandelt, so die Leiterin der Gemeinschaftsunterkunft. Unter dem strukturellen Problem leiden die Bewohner*innen real. Auch Sprachmittler*innen, personelle Kapazitäten und finanzielle Mittel denke fehlen an allen Ecken, klagt Olivija an

Viel Hass schlägt ihnen in Marienfelde in direkter Nachbarschaft entgegen. Mit einem Nachbarschaftscafé öffnet sich die Gemeinschaftsunterkunft nun dem Kiez und lädt drei Mal die Woche auf Spendenbasis zu Kaffee und Tee ein. 

Vielen Dank an Olivija Music, Leiterin der Einrichtung, für die wichtigen Eindrücke! Den gemeinsamen Besuch hat BVV-Verordneter Bertram von Boxberg und unsere AG gegen Rechts begleitet. 

Kommt gerne mal in der Erinnerungsstätte vorbei: https://www.stiftung-berliner-mauer.de/de/notaufnahmelager-marienfelde und lasst euch den Kaffee im offenen Café Mittendrin in der Gemeinschaftsunterkunft nicht entgehen.

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